Rückblick: Fußverkehrscheck 4. Oktober 202328. September 2023 Ralf Schrader (Sachkundiger Brüger im Ausschuss Verkehr, Tiefbau und Mobilität) und David Herz (Nahmobilitätskoordinator der Stadt Recklinghausen) Save the date: am 16.10.2023 ist der Abschlussworkshop Kurz vor dem Workshop zum Fußverkehrscheck am 16. Oktober 2023 im Treffpunkt für Klima und Mobilität schauen wir zurück auf den Rundgang am 20. September. Unter Beteiligung von Bürger*innen, der Ratskommission für Menschen mit Behinderungen, Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und den Grünen ging es zu Fuß durch das Westviertel Recklinghausen. Was ist ein Fußverkehrscheck Bei einem Fußverkehrs-Check wird die Situation des Fußverkehrs in öffentlichen Rundgängen und Workshops vor Ort diskutiert. Bei dem ersten Rundgang am 20. September waren wir Grünen dabei und stellten uns mit den Beteiligten folgende Fragen: Wo kann man gut und sicher zu Fuß gehen? Wo fehlt den Fußgänger*innen Platz? Wo sind Gefahrenstellen? Wo befinden sich Barrieren? Wie erlebt man das Zu-Fuß-Gehen als Beeinträchtigte*r? Was ist Fußgänger*innen wichtig? Wie wird das Zu-Fuß-Gehen attraktiver? Der Weg ist das Ziel: Unsere Stationen Startpunkt des Rundgangs war die Dorstener Straße auf Höhe der Hausnummer 51, direkt am unteren Zugang zum Stadtgarten. Der Rundgang wurde durch das Planungsbüro „Planersocietät Dortmund“ begleitet. Neele Ashölter von Planungsbüro „Planersocietät Dortmund“ erklärte zu Beginn den Ablauf und zeigte den Anwesenden die abzulaufende Route. Direkt zu Beginn des Rundgangs gab es für die Anwesenden auch die Möglichkeit einen anderen Blickwinkel einzunehmen: für Sehbeeinträchtigungen wurden verschiedene Brillen verteilt, aber auch ein Langstock, sowie ein Rollator standen bereit, um den Teilnemenden bessere Einblicke zu geben, wie eingeschränkte Menschen das Zu-Fuß-Gehen erleben. Erläuterungen durch Neele Ashölter zum Beginn des Fußverkehrschecks Beipielhafte Brille für die Simulierung einer Sehbehinderung – hier „Grüner Star“ Simulierung der Sehbehinderung „Diabetische Retinopathie“ Der Verlauf der Route des Fußverkehrschecks Erster Haltepunkt Überquerung der Arenbergstraße und der Fußgängerampel Dorstener Str. / Zum Nonnenberg Nach der Überquerung der ersten 2 Straßen wurden bereits mehrere Kritikpunkte laut. Die Arenbergstraße ist an der Überquerungsstelle sehr breit und für Fußgänger*innen nur schlecht einsehbar. Die Ampelanlage dahinter ist nicht barrierefrei. An den Laufwegen sind Schwellen und es gibt keinen behindertengerechten Taster an der Fußgängerampel. Ist-Zustand Dorstener Str. / Arenbergstraße Mögliche Lösung: Vorgezogene Straßenbäume Ist Zustand Ampel Dorstener Str. / Zum Nonnenberg Barrierefreier Taster mit Kennzeichnungen für Blinde Zweiter Haltepunkt Kreisverkehr Limperstraße / Elper Weg Nach Überquerung der Dorstener Straße ging es entlang der Limperstraße zum Kreuzungsbereich Limperstraße / Elper Weg. Mit Blick auf die gegenüberliegende Christuskirche wurde die erste Etappe besprochen, sowie die Fußgängerführung am Kreisverkehrsprovisorium. Der Platz der Christuskriche habe bereits eine gute Aufenthaltsqualität und würde gerne auch für Kinder zum Spielen genutzt. Der eingerichtete Kreisverkehr erntete jedoch harsche Kritik, weil die Absenkungen an falscher Stelle seien, Zebrastreifen fehlen würden und hier grundsätzlich keine eindeutige Verkehrsführung für Zu-Fuß-Gehende zu erkennen sei. An den Einmündungen zum Kreisverkehr sind die rot-weißen Fahrbahnbegrenzungen ein Hindernis für Fußgänger*innen Zweckentfremdung der Freiflächen als Parkraum sorgen für zusätzliche Gefährdung der Fußgänger*innen Dritter Haltepunkt Elper Weg / Zum Nonnenberg Entlang des Elper Wegs ging es bergauf bis zur Vockestraße. Kurz vor der Überquerung des Elper Weges wurde besprochen, wie gut der Weg zur Überquerung einsehbar ist und welche Auswirkung der ruhende Verkehr auf die sichere Überquerung der Straße habe. Die Teilnehmer*innen bemängelten die Einschränkung des Sichtfeldes durch parkende Autos, sowie die schnell fahrenden Fahrräder aufgrund des starken Gefälles der Fahrradstraße. Zur Harmonisierung aller 3 Fortbewegungsarten müsste der Rad- und Autoverkehr gebremst werden und den Fußgänger*innen eine gute Sicht in die Straße gewährt werden, damit ein gefahrloses Überqueren der Straße möglich sei. Unterschiedlich farbige Bodenbeläge erschweren die Orientierung für Sehbeeinträchtigte. Der unebene Boden birgt Stolpergefahren. Gegenüber der Einmündung zur Vockestraße fehlt ein abgesenkter Übergang für einen barrierefreien Übergang. Parkende Autos engen das Sichtfeld ein: Rollstuhlfahrende können nicht über das Auto hinweg schauen. Vierter Haltpunkt Vockestraße / Reitzensteinstraße An der Ecke Vockestraße/ Reitzensteinstraße teilten die Anwesenden Ihre Eindrucke zur gärtnerisch gestalteten Insel zwischen den drei Straßen Reitzensteinstraße / Vockestraße und dem Westerholter Weg. Auch die Haltstelle Vockstraße wurde Teil der Betrachtungen. Entlang der Reitzensteinstraße wiesen die Anwesenden der Ratskommission für Menschen mit Behinderungen darauf hin, wie gefährlich es sei, wenn man mit dem Langstock Hindernisse unterwandere. Wenn Hindernisse nicht am Boden durch den Gehstock ertastet werden können, laufen die Sehbeeinträchtigten Gefahr, sich an zu schnell herannahenden Hindernissen zu verletzen. Die Bushaltestelle ist nicht barrierefrei eingerichtet. Die Wartezone ist auch relativ klein, weshalb hier ein Rangieren für Rollstuhlfahrende schwer ist. An diesen flachen Kanten von Baumscheiben besteht große Stolpergefahr mit dem Rollator. Wenn Hindernisse unten einen Hohlraum haben, werden sie mit dem Gehstock erst spät ertastet. Fünfter Haltepunkt Westerholter Weg / Virchowstraße Entlang des Westerholter Wegs ging es dann über die Hukesteinstraße weiter bis zur Virchowstraße gegenüber der Kindertagesstätte Lüttenhütte. In diesem Bereich war der Fußgängerweg sehr schmal. Für Fußgänger*innen mit Kinderwagen ist entlang parkender Autos, sowie zugewachsener Gehwege kaum ein Durchkommen möglich. Positiv wahrgenommen wurde Pöller neben dem Fußgänger-Überweg, die das Sichtfeld für Fußgänger freihalten sollen. Poller rechts und links vom Zebrastreifen für mehr Sicherheit der Überquerenden Zugewachsener und durch parkende Autos verengter Gehweg entlang der Virchowstraße Ungünstiger Grundstückszuschnitt verengt den Fußweg an der Ecke Elper Weg / Robert-Koch-Straße Sechster Haltepunkt Die Grundschule Kohlkamp Über die Virchowstraße ging es danach links auf den Elper Weg und von dort aus auf die Straße „Im Pothgraben“. An der Kreuzung „Im Pothgraben“ / Kohlkamp wurde die Verkehrssituation analysiert. Die Teilnehmer*innen bemängelten den großen Raum für den ruhenden Verkehr und die engen Fußgängerwege. Auf der Straßenseite der Schule sei der Fußgängerweg durch die Parkplätze und den angrenzenden Bewuchs so eingeengt, dass hier Kinder von öffnenden Türen der parkenden Autos verletzt werden könnten. Auch die Überquerung der Straße sei durch die parkenden Autos erschwert, denn hier haben Kinder nur eine eingeschränkte Sicht auf den herannahenden Verkehr. Hier wäre eine Lösung mit Pollern, ähnlich der des vorherigen Haltepunktes, eine gute Maßnahme, um das Sichtfeld zu verbessern. Der Treffpunkt für das gemeinsame Laufen des Schulwegs auf Höhe des Elper Wegs 97 wird nicht angenommen. Zebrastreifen gegenüber der Grundschule Kohlkamp Letzter Haltepunkt: Parksituation an der St. Markus Kirche gefährdet beim Ausparken Fußgänger*innen Letzter Haltepunkt Ecke „Im Pothgraben / Westerholter Weg„ Am letzten Punkt des Fußverkehrschecks wurde der an die Kirche St. Markus grenzende Straßenbereich betrachtet. Es wurde angeregt, die Parkflächen zur Straße zu verlegen und damit den Fußweg entlang des Grüns zu führen. Die Ampelanlage sei aus Sicht der Anwesenden die bessere Alternative gegenüber eines Zebrastreifens. Von einer Ampel ginge aus Sicht der Anwesenden gerade für Kinder mehr Sicherheit aus, als von einem Zebrastreifen. Unser Resümee Die Harmonisierung des Verkehrs ist eine große Aufgabe der wir uns stellen müssen. Der Fußverkehrscheck zeigte, welche Stellen besonders sensibel betrachtet werden müssen und wie zum Teil bereits minimale Maßnahmen, wie das Setzen von Pollern einen Effekt auf ein erhöhtes Sicherheitsgefühl haben. Wir freuen uns schon auf die Vorstellung der ersten Ergebnisse und hoffen, das wir die Ideen daraus für zukünftige Verkehrsplanungen im Recklinghäuser Stadtgebiet mitnehmen können. (kk)