Was haben wir erreicht
- Armutskonferenz legt Finger in die Wunde: Die erstmals 2023 durchgeführte Konferenz zeigt auf, wo wir als Stadt bereits gezielt gegen Armut vorgehen. Aber auch, wo noch Lücken und die Herausforderungen zu groß sind.
- Stärkung queerer Strukturen in Recklinghausen: Wir haben in den Jugendzentren eine Stelle für die queere Kinder- und Jugendarbeit geschaffen und leisten unseren Beitrag, dass der CSD in Recklinghausen von Jahr zu Jahr wächst und an gesellschaftlicher Bedeutung gewinnt.
- Teilhabe stärken, Recklinghausen barrierefrei gestalten: In Zusammenarbeit mit der Ratskommission für Menschen mit Behinderungen haben wir dafür gesorgt, dass Teilhabe, Zugänglichkeit und Barrierefreiheit immer mitgedacht werden und Planungen, wenn nötig, angepasst werden.
Was haben wir noch vor
- Demokratie verteidigen: Die Demokratie wird angegriffen. Wir reichen allen die Hand zur Zusammenarbeit, die sich mit uns gegen Faschismus, Antisemitismus, Rassismus, Frauen- und Queerfeindlichkeit und andere Formen der Ausgrenzung stark machen.
- Kinder sind unsere Zukunft: Wir wollen dafür sorgen, dass alle Kinder ideal gefördert werden und ihr Lebensweg nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig ist.
- Housing First, Wohnungslosigkeit beenden: Wer wohnungslos ist, verliert schnell alles. Job, Familie, Sozialkontakte, Perspektiven. Daher muss „Housing First“ konsequent umgesetzt werden!
Kinder und Jugendliche sind die Zukunft von Recklinghausen: Fördern wir sie!
In Recklinghausen sind besonders viele Kinder von Armut betroffen. Der Anteil Minderjähriger in Familien mit Bürgergeld-Bezug liegt bei gut 21 Prozent, bundesweit liegt dieser bei nur 13 Prozent. Wir wollen weiterhin Familienzentren fördern, um diese Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu unterstützen und deren sprachliche, physische und psychische Entwicklung bereits ab der KiTa zu begleiten.
Wir setzen uns auch an Grundschulen für eine intensive Förderung und den Ausbau der OGS-Angebote ein, um alle Kinder und deren Familien zu unterstützen. Multiprofessionale Teams an allen Grundschulen sollen neben der schulischen Entwicklung die notwendigen Förderungen wie Unterricht in Kleingruppen ermöglichen, um rechtzeitig mögliche Defizite zu erkennen und aufzuarbeiten.
Wir möchten die gute Arbeit der Jugendwerkstatt im Quellberg ausbauen. Hier werden Jugendliche ohne Abschluss aufgefangen und erreichen einen Schulabschluss, der ihnen auch eine Berufsausbildung ermöglicht. Fast 85 Prozent der Jugendlichen schaffen einen Berufsabschluss. Wir möchten noch mehr Schüler*innen diesen Weg ermöglichen, denn die Warteliste ist lang.
Außerdem werden wir die gute Arbeit des Jobcenters weiterhin unterstützen, Kindern aus benachteiligten Familien Perspektiven zu schaffen. Dadurch können sich unter anderem möglichst viele Schüler*innen aus benachteiligten Familien durch eine Ausbildung oder Qualifizierung für ein selbstbestimmtes Leben qualifizieren.
Familien stärken – Platz zum Wachsen, Spielen, Leben
Wir GRÜNE setzen uns für ein Recklinghausen ein, in dem alle Familien – egal in welcher Konstellation – gute Lebensbedingungen vorfinden. Wir wollen wohnortnahe und bezahlbare Kinderbetreuung ausbauen und flexible Öffnungszeiten in KiTas und Ganztag fördern. Familien brauchen Räume zum Leben, Spielen und Begegnen – deshalb setzen wir uns für sichere Wege, familienfreundliche Quartiere und attraktive Spielplätze ein. Wir fordern mehr Unterstützung für Alleinerziehende, Pflegefamilien und Familien mit geringem Einkommen – durch unkomplizierte Hilfsangebote und mehr Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben.
Unser Ziel: Ein Recklinghausen, das Familien den Rücken stärkt.
Armut verhindern, Teilhabe ermöglichen
Die von uns initiierte Armutskonferenz hat aufgezeigt, wie vielschichtig Armut ist. Auch Altersarmut führt zu vielfältigen Benachteiligungen. Wir wollen in den Quartieren dafür sorgen, dass es weiterhin Angebote gibt, um diese negativen Folgen der Armut wie Hunger, Ausgrenzung und Einsamkeit zu mildern. Nach Möglichkeit sollten in allen Stadtteilen preiswerte Mittagstische angeboten werden. In Hillerheide und im Paulusviertel helfen diese Angebote bereits nicht nur gegen Hunger, sondern auch, um beim gemeinsamen Essen die Einsamkeit für den Moment zu überwinden. Weitere Hilfsangebote wie Gesprächsangebote, Zugang zu Therapien und Unterstützung bei Behördengängen wollen wir fordern und fördern.
Gemeinsam gegen Einsamkeit: Quartiersentwicklung
Jede*r Recklinghäuser*in – ob jung oder alt – ist ein wichtiger Teil unserer Stadt. Wir werden die Quartiersentwicklung unterstützen und wollen für alle Altersgruppen Räume für soziale Interaktion und Teilhabe schaffen. Auch Kinder und junge Menschen sind von Einsamkeit und damit dem Gefühl von fehlender Zugehörigkeit betroffen. Als unterschätztes Risiko für Gesundheit und Wohlbefinden können wir uns Einsamkeit als Gesellschaft und Demokratie nicht leisten. Quartiersentwicklung ist Einübung bzw. das Einnehmen einer demokratischen Haltung im Sinne einer Verantwortungsübernahme für mich, für andere, für das Quartier, für das eigene Lebensumfeld. Für eine Verbesserung der eigenen Lebensqualität und des eigenen Lebensumfelds sind Menschen bereit, sich einzusetzen und mitzugestalten. Quartiersentwicklung ist also ein Prozess: Die Ziele des Prozesses sind offen. Ziele müssen gemeinsam gefunden und formuliert werden. So gedacht, fördert Quartiersentwicklung die Gemeinschaft, das soziale Miteinander im Quartier. Was braucht es im Hinblick auf das Quartier? Es braucht Menschen, die motivieren und moderieren. Das müssen nicht unbedingt hauptamtliche Fachkräfte sein; das können engagierte Menschen aus den Quartieren sein, die sich als Moderator*innen und Ansprechpartner*innen zur Verfügung stellen. Diese Menschen brauchen eine Anlaufstelle. Es braucht daher eine flächendeckende Struktur nachbarschaftlicher Begegnungsräume, die von städtischer Seite gewollt und ausreichend finanziert wird. Es braucht Fachkräfte in der Stadt für die Steuerung des Gesamtprozesses, die beraten und fortbilden, die bei Raum- und Mittelbeschaffung und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen können. Es braucht Kooperationspartner wie Wohnungsgesellschaften, Wohlfahrtsverbände, Kirchengemeinden etc., um neue Wohnungsformen umzusetzen. Eine älter werdende Bevölkerung braucht Anreize und Möglichkeiten, die zu großen Familienwohnungen gegen altersgerechte Wohnungen tauschen zu können.
Housing First! Perspektiven für wohnungslose Menschen schaffen
Die Verbesserung der Lebenssituation von wohnungslosen Menschen in unserer Stadt ist uns ein großes Anliegen. Wir haben einen ganzen Maßnahmenkatalog erarbeitet, um die Not zu lindern. In der nächsten Ratsperiode wollen wir erreichen, dass endlich das Prinzip „Housing First“ eingeführt wird. Menschen, die durch schicksalhafte Ereignisse ihre Arbeit, ihren Partner oder ihre Partnerin verlieren und zuletzt auf der Straße landen, sollen so schnell wie möglich wieder befähigt werden, in einer Wohnung allein oder in einer Wohngemeinschaft zu leben. Dazu muss die Stadt geeignete Wohnungen zur Verfügung stellen. Je eher Menschen ihre Wohnungslosigkeit hinter sich lassen können und wieder in einer Wohnung leben, desto besser ist der dauerhafte Erfolg; das zeigen Untersuchungen der Städte mit „Housing First“. Eine wichtige erste Maßnahme ist das Sichtbarmachen versteckter Wohnungslosigkeit. Wer aus Gefälligkeit bei anderen Leuten Unterschlupf findet, macht sich abhängig. Dies trifft insbesondere für Frauen zu. Damit diese ihre Situation nicht verstecken, sondern sie aussprechen können, braucht es niedrige Hemmschwellen und deren Prüfung auf Effektivität, keine halbherzigen Lösungen. Wir fordern daher mehr aufsuchende Sozialarbeit mit psychosozialer Betreuung. Je eher wir bereits in Wohnungslosigkeit geratene Menschen erreichen, desto wahrscheinlicher wird es, sie zurückzuholen. Dazu benötigen wir mehr Schlafstellen, mehr Raum für das Aufstellen von provisorischen Unterkünften wie mobile Einheiten oder Zelte. Denn von der Stadt bereits angeschaffte Zelte ohne ausreichende Möglichkeit, diese irgendwo hinzustellen, sind sinnlos. Genauso wichtig ist es, dass wir eine bessere Versorgung der Wohnungslosen mit WCs in der Stadt schaffen. Es gebietet die Menschenwürde, dass alle Menschen einen privaten, hygienischen und sicheren Ort aufsuchen können. Suchterkrankungen sind ein häufiger Grund für Wohnungslosigkeit. In Recklinghausen werden suchtkranke Wohnungslose von Streetworker*innen betreut.
Allerdings ist weitere Hilfe notwendig. Wir wollen erreichen, dass in einem Drogenkonsumraum unter Aufsicht Drogen oder Ersatzdrogen sicher und hygienisch konsumiert werden können. Dieser Drogenkonsumraum muss unbedingt geschaffen werden, um den Drogenabhängigen die bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen und einen Safe Space zu ermöglichen, der ihnen auch den Ausbruch aus der Spirale der Abhängigkeiten ermöglicht.
Demokratie verteidigen, Faschismus entgegentreten!
Die Demokratie wird angegriffen. International von Diktatoren und Autokraten wie Trump, Putin oder Orbán, aber auch bei uns von faschistischen Parteien und Gruppierungen wie der AfD. Wir stehen bereit, gemeinsam mit allen Demokrat*innen in diesem Land klar dagegen Stellung zu beziehen und uns schützend vor marginalisierte Gruppen zu stellen, die in der Regel zuallererst Opfer von Faschisten werden. Dazu reichen wir allen politischen und zivilgesellschaftlichen Gruppen die Hand, die gemeinsam die Demokratie verteidigen möchten.
Wir stehen für eine konstruktive politische Debatte, einen wertschätzenden Umgang und faktenbasierte Politik ohne „gefühlte“ Wahrheiten!
Vielfalt leben
In Recklinghausen leben Menschen aus 120 Nationen – und wir wollen, dass alle Menschen, egal woher sie kommen, hier gut leben. Wir setzen uns für ein starkes Netzwerk an interkulturellen Zentren, Sprachförderung und Integrationsprojekten ein, die Zugewanderte unterstützen. Vielfalt stärkt unsere Gemeinschaft und wir fördern den Austausch und das gegenseitige Verständnis in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.
Recklinghausen ist bunt: Queere Strukturen fördern
Queere Menschen leiden bis heute unter Ausgrenzung und fehlender Gleichberechtigung. Diese Erfahrung, nicht gesehen und nicht gehört zu werden, beginnt oft bereits in der Kindheit. Die queere Kinder- und Jugendarbeit in der Altstadtschmiede und weiteren Jugendzentren ist eine wichtige Stütze für queere junge Menschen. Diese muss langfristig gesichert und idealerweise ausgebaut werden. Der jährlich stattfindende Christopher-Street-Day (CSD) ist inzwischen eine der wichtigsten und größten Veranstaltungen Recklinghausens und spielt über die queere Community hinaus inzwischen eine bedeutende Rolle. Wir werden dafür Sorge tragen, dass der CSD in Recklinghausen weiterwachsen kann und ein fester Bestandteil in Recklinghausen bleibt.
Inklusion und Teilhabe überall mitdenken!
Zentrale Leitlinie bleibt die konsequente Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Im Sinne einer inklusiven Stadtgesellschaft müssen Menschen mit Behinderung in Recklinghausen gleichberechtigt teilhaben und selbstbestimmt leben können. Die Selbstvertretung und Selbstorganisation dieser Menschen sollen gestärkt werden, und bestehende Strukturen wie die Ratskommission für Menschen mit Behinderungen müssen erhalten bleiben und inklusiv weiterentwickelt werden.
In Recklinghausen fehlt es weiterhin an bezahlbarem barrierefreiem Wohnraum und es bestehen Barrieren in Behörden, Verkehrsmitteln, Schulen und Kultureinrichtungen. Bei der Weiterentwicklung und Digitalisierung von Prozessen, beim Neu- und Umbau öffentlicher Einrichtungen muss Barrierefreiheit in ihrer Vielfalt mitgedacht werden. Die Verkehrswende muss mobilitätseingeschränkte Menschen noch besser mit einbeziehen. Aber auch Angebote zum Behindertensport müssen weiterentwickelt werden. Dazu wollen wir weiterhin in Sportvereinen dafür werben, dass inklusive Sportangebote möglich werden.
Feminismus fördern
Wir setzen uns für konkrete Verbesserungen der Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen ein und engagieren uns gegen wachsenden Antifeminismus sowie strukturelle Frauenfeindlichkeit. Transfrauen sind Frauen und müssen alle Angebote der Frauenhilfe-Infrastruktur selbstverständlich nutzen können. Bisherige Errungenschaften im Bereich der Frauenhilfe müssen gerade in Zeiten knapper Kassen verteidigt werden. Unseren langjährigen Kampf für Gleichberechtigung und gegen alltäglichen Sexismus und Gewalt führen wir fort.
Die Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen muss konsequent überall umgesetzt werden.
Wir treten weiter dafür ein, dass bei sämtlichen kommunalen Entscheidungen die unterschiedlichen Auswirkungen auf alle Geschlechter beachtet werden (Gender Mainstreaming). Bei der Gestaltung des öffentlichen Raums (Gender Planning) und im Haushaltsverfahren (Gender Budgeting) müssen feministische Perspektiven systematisch berücksichtigt werden. Wir wollen, dass Mädchen und Frauen in Recklinghausen selbstbestimmt, gleichberechtigt und gewaltfrei leben können. Wir setzen uns dafür ein, dass sie in allen Lebenslagen, vor allem aber in Notsituationen, eine niedrigschwellig und bedarfsgerechte Unterstützung erhalten. Wir wollen die Geschlechtergerechtigkeit in den Strukturen unserer Stadt weiter fördern. Der Kampf für Gleichberechtigung ist nicht nur Aufgabe der Ratskommission für Gleichstellungs- und Frauenfragen, sondern eine Querschnittsaufgabe für alle Gremien.
Stärkung und Wertschätzung des Ehrenamtes
Unsere Stadtgesellschaft braucht freiwilliges bürgerschaftliches Engagement. Menschen übernehmen ehrenamtlich Verantwortung in Vereinen und Initiativen, in Gemeinden und Parteien (fast 40 Prozent der über 14-Jährigen). Sie engagieren sich in vielen sozialen Bereichen – in Bildung, Sport, Kultur und Politik. Sie gestalten aktiv diese Gesellschaft mit und werden so zu einem Motor der Demokratie. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Gelingen des gesellschaftlichen Miteinanders. Wir setzen uns dafür ein, dass ehrenamtliche Arbeit gefördert wird durch gute fachliche und materielle Rahmenbedingungen, Vernetzung und eine Kultur der Wertschätzung. Die Ehrenamtskarte, die Jubiläumskarte und die Samariternadel sind Ausdruck der Wertschätzung, sind aber nur für wenige Hochengagierte erreichbar. Hier sollten weitere Formen der Wertschätzung entwickelt werden.