Ein neuer Frauenort in NRW für Dr. Anneliese Schröder (1924 – 2013)

Frauenort NRW - Dr. Anneliese Schröder

Seit dem 17. Januar 2025 gibt es in Recklinghausen einen ganz besonderen Ort, der das Erbe einer außergewöhnlichen Frau ehrt – Dr. Anneliese Schröder. In den Räumen des Instituts für Stadtgeschichte erinnert nun eine Gedenktafel an die Frau, die das Kunst- und Museumsleben der Stadt über Jahrzehnte hinweg mit Leidenschaft, Vision und einer einzigartigen Persönlichkeit prägte.

Die feierliche Enthüllung der Gedenktafel war ein berührender Moment, der die anwesenden Gäste tief bewegte. In den Reden wurde deutlich, welch kraftvolle, mutige und zugleich humorvolle Frau Dr. Schröder war, die ihre beruflichen und privaten Herausforderungen mit einer seltenen Hingabe und einer bemerkenswerten Lebensfreude meisterte. Sie hat nicht nur mit Fachkompetenz und Engagement Maßstäbe gesetzt, sondern auch als menschliches Vorbild unvergessene Spuren hinterlassen.

Von 1953 bis 1987 führte Dr. Schröder die Kunsthalle und die städtischen Museen in Recklinghausen

Erst kommissarisch, dann als Stellvertreterin und schließlich als Direktorin. Doch auch nach ihrem offiziellen Rückzug blieb sie der Kunst- und Kulturszene der Stadt immer treu verbunden. Sie hatte die Fähigkeit, das kulturelle Leben in Recklinghausen mit einer unermüdlichen Energie und einer unverwechselbaren Handschrift zu gestalten. Ihr Einfluss und ihre Leidenschaft für die Kunst und Kultur sind in der Stadt bis heute spürbar.

Geboren in Ulm und aufgewachsen in Ludwigshafen, begann Dr. Schröder ihr Studium der Kunstgeschichte und Archäologie in München und Freiburg. Trotz der Umstände des Zweiten Weltkriegs, die ihre akademische Laufbahn unterbrachen, fand sie ihren Weg und trug nach dem Krieg entscheidend zur Neuausrichtung des Ausstellungs- und Museumslebens in Recklinghausen bei. Sie veröffentlichte über 300 Kataloge, die nicht nur die Kunstszene dokumentierten, sondern sie nachhaltig prägten.

Besonders herausragende Projekte und Auszeichnungen

Ein herausragendes Ereignis in ihrem Lebenswerk war die Ausstellung Synagoga von 1960/61, die erstmals nach dem Nationalsozialismus jüdische Kunst der breiten Öffentlichkeit zugänglich machte. In einer Zeit, in der die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit noch ein heikles Thema war, setzte Dr. Schröder mit dieser Ausstellung ein mutiges und bedeutendes Zeichen für Versöhnung und Verständnis.

Ein weiteres zentrales Projekt von Dr. Schröder war die Gründung des Ikonenmuseums in Recklinghausen und ihr jahrelanges Engagement für die Sammlung Naiver Kunst im Vestischen Museum, die zu einem ihrer Herzensprojekte wurde. Die Naive Kunst war für sie mehr als nur eine Sammlung – sie war ein Ausdruck von ungeschliffener Schönheit und Ausdruckskraft.

Für ihr unermüdliches Engagement wurde Dr. Schröder 1989 mit dem Vestischen Kunstpreis ausgezeichnet und erhielt 2012 das Bundesverdienstkreuz für ihre herausragenden Verdienste um die Kunst und Kultur in Recklinghausen.

Ein neuer Ort des Erinnerns

Dr. Anneliese Schröder verstarb 2013 kurz vor ihrem 90. Geburtstag. Am 17. Januar 2025 wäre sie 101 Jahre alt geworden – ein guter Anlass, ihren unvergesslichen Beitrag zur Kultur und Kunstszene in Recklinghausen mit einem weiteren Ehrengedenken zu feiern.

Die neue Gedenktafel im Institut für Stadtgeschichte ist nicht nur ein symbolischer Ort des Erinnerns, sondern auch ein lebendiger Ausdruck des bleibenden Einflusses, den Dr. Anneliese Schröder auf das kulturelle Leben dieser Stadt hatte. Ein Ort, der ihre Verdienste würdigt und gleichzeitig ein Vorbild für kommende Generationen ist.