Der November ist in Recklinghausen ein Monat des Innehaltens, des Gedenkens und der Verantwortung. Im November steht das Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus im Vordergrund. Die neu eröffnete Gedenkhaltestelle „Hohenzollernstraße“ am Hittorf-Gymnasium bildet dabei einen wichtigen Bezugspunkt – als sichtbares Zeichen gegen das Vergessen und als Ort, der Geschichte mitten im Alltag erfahrbar macht.
02. November 2025 – Gedenken am Jüdischen Friedhof
Am Sonntag, den 2. November, um 11:30 Uhr, versammeln sich Bürger*innen aus Recklinghausen und dem Kreis gemeinsam mit Vertreter*innen der jüdischen Gemeinde am Jüdischen Friedhof am Nordcharweg. Sie gedenken der über 3.000 jüdischen Menschen aus Recklinghausen, Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen, die nach Riga deportiert und dort ermordet wurden – darunter rund 300 Kinder. Die Gedenkstunde geht zurück auf eine Initiative von Überlebenden wie Mina Aron, Martha De Vries und Rolf Abrahamsohn, die beschlossen hatten, jedes Jahr am ersten Sonntag im November an die Opfer zu erinnern. Die Wahl dieses Datums ist kein Zufall: Am 3. November 1943 wurde das Ghetto in Riga endgültig liquidiert – die letzten Überlebenden wurden ermordet oder in Konzentrationslager verschleppt.
09. November 2025 – Erinnerung an die Reichspogromnacht
Am Montag, den 9. November, um 11:00 Uhr, laden die Stadt Recklinghausen und die jüdische Gemeinde zur Gedenkstunde am Mahnmal an der Ecke Westerholter Weg/Herzogwall ein. Im Anschluss, um 12:00 Uhr, findet unter dem Motto „Die Erinnerung darf nie enden“ ein Treffen in der Synagoge statt – getragen von einer Initiative engagierter Bürgerinnen und der jüdischen Kultusgemeinde. Der 9. November markiert den 87. Jahrestag der Reichspogromnacht, in der jüdische Geschäfte, Wohnungen und Gotteshäuser in ganz Deutschland zerstört wurden. Auch in Recklinghausen wurden jüdische Mitbürgerinnen verfolgt, gedemütigt und ihrer Existenz beraubt. Die Veranstaltungen am 9. November setzen ein klares Zeichen gegen Antisemitismus und für ein respektvolles Miteinander.
16. November 2025 – Volkstrauertag am Ehrenmal Lohtor
Am Sonntag, den 16. November, um 11:00 Uhr, findet am Ehrenmal am Lohtor die zentrale Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag statt. Dieser Tag erinnert an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft – weltweit und über Generationen hinweg. In Recklinghausen wird der Volkstrauertag bewusst in den Kontext der lokalen Erinnerungskultur eingebettet. Die Gedenkhaltestelle „Hohenzollernstraße“ steht dabei symbolisch für die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Sie erinnert an die jüdischen Recklinghäuser*innen, die am 24. Januar 1942 aus sogenannten Ghettohäusern abgeholt und über Gelsenkirchen und Dortmund nach Riga deportiert wurden. Viele von ihnen wurden in den Wäldern erschossen, starben bei der Auflösung des Ghettos oder in Konzentrationslagern.
Eine Haltestelle die Haltung fordert
Die Gedenkhaltestelle ist bewusst in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Ghettohaus in der Paulusstraße 6 eingerichtet worden. Sie wird täglich von hunderten Schülerinnen und Bürgerinnen genutzt – und konfrontiert sie mit fragmentarischen Texten, Bildern und QR-Codes, die zum Nachdenken anregen. Die Gestaltung lädt dazu ein, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und eigene Fragen zu stellen. So wird Erinnerung nicht nur sichtbar, sondern auch erfahrbar gemacht.
„Diese Gedenkhaltestelle ist ein Ort für uns alle. Die Erinnerung darf nicht irgendwo im Archiv verschwinden, sie soll sichtbar sein. Und hier ist sie sichtbar. Denn: Es waren Menschen aus Recklinghausen. Kinder, Nachbarn, Freunde. Und gerade heute, wo Hass wieder laut wird, braucht es uns alle. Lasst uns gemeinsam erinnern – laut, sichtbar und mitten im Alltag.“
Christa Siemsen, Ratsfrau der Recklinghäuser Grünen
Für die grüne Stadtfraktion Recklinghausen ist die Gedenkhaltestelle ein bedeutender Schritt hin zu einer aktiven, inklusiven Erinnerungskultur. Sie zeigt, dass Gedenken nicht statisch sein muss, sondern sich weiterentwickeln kann – mitten im Alltag, mitten in der Stadt. Die Gedenktage im November machen deutlich, wie wichtig es ist, gemeinsam zu erinnern und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Wir danken allen Beteiligten für ihr Engagement und laden alle Bürger*innen herzlich ein, an den Veranstaltungen teilzunehmen.