Stolpersteine für Familie Jäckel 15. Mai 202415. Mai 2024 Am Dienstag, den 14. Mai enthüllten der Bürgermeister, der Gesamtschule Suderwich und Vertreter*innen der Jüdischen Kultusgemeinde sowie der Gesellschaft für Christlich-Jüdische insgesamt sieben Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Jäckel, die Opfer des Nationalsozialismus wurden (siehe Bild unten). Die Familie Jäckel, bestehend aus acht Mitgliedern, darunter die Eltern Oskar und Fanny Jäckel sowie ihre sechs Kinder, gehörte zur Gruppe der galizischen Juden und betrieb ein Manufakturwarengeschäft in der Altstadt von Recklinghausen. Das Projekt “Wider das Vergessen” Die Biografie der Familie Jäckel wurde von den Schülerinnen und Schülern des Projektkurses „Wider das Vergessen“ der Gesamtschule Recklinghausen Suderwich in einem mehrjährigen Projekt erarbeitet. Im Abiturjahrgang 2021/2022 fand die Recherche zur Biografie der Familie statt. Auch Tim Iser, sachkundiger Bürger unserer grünen Ratsfraktion war als Mitautor an der Ausarbeitung der Biografie im Abiturjahrgang 2022 beteiligt: “Durch die Recherche der Familienbiografie habe ich seither immer die Gesichter der Familie Jäckel vor Augen, wenn ich über den Nationalsozialismus nachdenke. Und das ist wichtig, denn diese Gesichter machen das Leid greifbarer. Anonymität hingegen verschleiert die Gewalt und das Leid. Anonymität ist der Raum in dem sich Hass und Hetze verbreiten, weil sie sich der Verantwortung entzieht. Daher wünsche ich mir, dass diese Gesichter nie vergessen werden und viele Menschen selbst aus der “schützenden” Anonymität heraustreten und Gesicht für demokratische Werte zeigen.” Tim Iser, sachkundiger Bürger der grünen Ratsfraktion In den darauffolgenden Jahrgängen 2023/2024 fand die Vorbereitung der Veranstaltung, ein reger Austausch mit den Projektpartner*innen, sowie die Spendenakquise statt. Die Schüler*innen der des Abiturjahrgangs 2024 moderierten die Veranstaltung am 14. Mai und verlasen die Biografie der Familie. Stellvertretend für den Sohn der einzigen Überlebenden, Judith Jäckel Gastmann, richteten Sie sein Grußwort an die Anwesenden. In dem Grußwort des Sohns David Gastmans galt der Dank den Projektbeteiligten, die ihm zu neuen Einblicken in die eigene Familiengeschichte verhalfen. Die Redner hoben hervor, wie wichtig es sei eine Gedenkkultur in Recklinghausen aufrecht zu erhalten. Bürgermeister Christoph Tesche betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig es sei Empathie zu empfinden und dass diese Empathie Hoffnung mache, dass so etwas nicht nochmal passiere. Gleichzeitig mahnte er, dass es nach wie vor wichtig sei, für die hart erkämpfen Menschenrechte einzustehen. Man dürfe die Grundrechte nicht gefährden, indem man Ausländerfeindlichkeit, Hass und Hetze toleriere. Isaac Tourgmann von der Jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen empörte sich über das Ausmaß der Gewalt, dass dieser Familie widerfahren ist. Die Härte sah er vor allem darin, dass systematisch ganze Familien ausgelöscht wurden, um auch das Gedenken an diese Familien zu verhindern, dass durch Nachkommen gesichert werde. Um so wichtiger sei es auch aus seiner Sicht, dass diese Einzelschicksale sichtbar seien. Eine Familie stellvertretend für das Leid vieler Juden Die Geschichte der Familie Jäckel spiegelt das Schicksal vieler jüdischer Familien während des Nationalsozialismus wider. Nachdem die Familie verschiedene Einschränkungen und Diskriminierungen erleiden musste, wurden die meisten Familienmitglieder letztendlich nach Riga deportiert und ermordet. Begonnen hatte das Schicksal bereits mit einer Flucht nach Deutschland aus Angst vor Pogromen aus Gebieten des heutigen Polens und der Ukraine. Auf den Gedenksteinen sind folgende Familienmitglieder verewigt: Oskar JäckelGeboren am 05.12.1895 in Kalusz / Polenvergast in der Tötungsanstalt Bernsburg am 11.03.1942 Fanny JäckelGeboren am 05.01.1905 in OberhausenTod in Auschwitz 1943 Judith Jäckel*geboren am 26. März 1927 in Recklinghausengestorben am 09. Januar 2007 in Florida Bernhard Jäckelgeboren am14. August 1928 in Recklinghausenermordet im März 1942 im Ghetto Riga Max Jäckelgeboren am18. Juni 1930 in Recklinghausenermordet im März 1942 im Ghetto Riga Joachim Jäckelgeboren am 24. März 1933 in Recklinghausenermordet im März 1942 im Ghetto Riga Johanna Jäckelgeboren am 2. Januar 1937 in Recklinghausengestorben am März 1942 Der jüngste Sohn Hans-Josef Jäckel verstarb im Alter von 13 Monaten am 26. Januar 1936 in einem Dortmunder Krankenhaus. Judith Jäckel, die Tochter der Familie, überlebte als einziges engeres Familienmitglied den Nationalsozialismus. Sie wurde nach Großbritannien evakuiert und emigrierte später nach Kanada, wo sie eine neue Familie gründete und eine erfolgreiche Karriere als Elektrologin verfolgte. Judith Jäckel starb im Jahr 2007 in Florida im Alter von 79 Jahren. Die Gedenkstättenarbeit und die Forschung zur Geschichte der Familie Jäckel wurden von Dr. Franz-Josef Wittstamm unterstützt, der die jüdischen Lebensgeschichten im Vest erforscht und dokumentiert. Durch die Erinnerung an die Familie Jäckel soll das Bewusstsein für die Gräueltaten des Nationalsozialismus geschärft und das Gedenken an die Opfer lebendig gehalten werden. Weitere Informationen zum Nachlesen: Die Gesamtbiografie der Familie kann unter folgendem Link nachgelesen werden. Einzelbiografien der jeweiligen Familienmitglieder gibt es zum Nachlesen im Opferbuch der Stadt Recklinghausen. Informationen zum Projektkurs der Gesamtschule Suderwich gibt es hier zum Nachlesen: Projektkurs „Wider das Vergessen“ – Städtische Gesamtschule Recklinghausen-Suderwich (geresu.de)